Notfall Lawine

Tagelang hat es geschneit und nun ist er endlich gekommen, der perfekte Skitourentag. Der Himmel strahlt in einem satten blau und der frische Schnee knirscht bei jedem Schritt unter den Skiern. Es gibt kaum etwas Schöneres, als bei einer Skitour durch die glitzernde Winterlandschaft zu gleiten.

4. Februar 2022
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Notfallausrüstung & Kameradenrettung

Einen Berg aus eigener Kraft zu besteigen und gemeinsam mit Kameraden das einzigartige Gefühl von Einsamkeit und Ruhe in der Natur zu genießen, macht das winterliche Bergerlebnis besonders intensiv. Bis zum Gipfel sind es nicht mehr viele Höhenmeter. Gleich wird es befriedigt, das Verlangen nach der lohnenden Abfahrt durch den unverspurten Pulverschnee. Doch plötzlich geht sie ab, die Lawine.

Wer bereits einmal in einen Lawinenunfall verwickelt war, der weiß welcher Stressbelastung die Retter dabei ausgesetzt sind. Hierbei einen kühlen Kopf zu bewahren ist beinahe nur möglich, wenn der Ablauf einer Kameradenrettung zuvor mehrmals geübt wurde. Deshalb werden alle Abläufe der Suche und Rettung so lange unter Zeitdruck geübt, bis der Teilnehmer eine für den Ernstfall notwendige Routine entwickelt hat.

Zur Standardausrüstung eines Wintersportlers im freien Gelände gehören ein Lawinenverschüttetensuchgerät (LVS), Lawinensonde, Lawinenschaufel, Erste-Hilfe-Set, Biwaksack oder metallisierte Rettungsdecke und natürlich ein Mobiltelefon. Zusätzlich können ein Helm, Airbagrucksafck, ein passiver Reflektor (Recco) und ein Avalung-System die eigene Sicherheit erhöhen.

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Kameradenrettung

Da die Überlebenschance eines vollständig Verschütteten nach 15 bis 20 Minuten drastisch abnimmt, muss die Verschüttetensuche möglichst schnell erfolgen. Hierzu bedarf es eines gut organisierten Ablaufs. Alle beteiligen Retter müssen genau wissen, was wann zu tun ist und welche Aufgabe sie zu übernehmen haben. Deshalb sollte die Kameradenrettung regelmäßig geübt werden. Verschiedene Organisationen, wie Bergrettung, Alpenvereine, aber auch private Ski- und Bergführer bieten solche Kurse an. Das Ablaufschema der Kameradenrettung sieht wie folgt aus:

1. Ruhe bewahren und Übersicht verschaffen

Bei einem Lawinenabgang Ruhe zu bewahren ist aufgrund der hohen Stressbelastung eine große Herausforderung, insbesondere wenn die eigenen Bergkameraden gerettet werden müssen. Dies ist beinahe nur möglich, wenn der Ablauf einer Verschüttetensuche mehrmals geübt wurde. Wird ein Notruf abgesetzt, müssen die professionellen Rettungsdienste über den Ort des Unfalls, Anzahl der betroffenen Personen etc. informiert werden. Deshalb ist es wichtig, sich vorerst einen Überblick über die Situation vor Ort zu machen.

2. Festhalten des Erfassungs- und Verschwindepunkts des Verschütteten

Konnte der Lawinenabgang beobachtet werden, wird der Punkt, an dem der Verschüttete erfasst und der Punkt, an dem er zuletzt an der Oberfläche beobachtet wurde, festgehalten. Hieraus ergibt sich der primäre Suchbereich, der unterhalb des Verschwindepunkts und in Fließrichtung der Lawine liegt (siehe Bild 1 unten - Signalsuche).

3. Notruf absetzen

Wann der richtige Zeitpunkt für einen Notruf ist, hängt von den gegebenen Umständen ab (mehrere oder nur ein Retter an der Unfallstelle, Handyempfang, Witterungsverhältnisse). In jedem Fall sollte man den Rettungsdienst aber über folgende Punkte informieren: Was, wo und wann ist etwas passiert? Wie viele Personen sind betroffen? Wie sind die Wetter- und Sichtbedingunggen? Euro Notruf: 112 I Bergrettung Österreich: 140

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4. Verschüttetensuche

Bei der Verschüttetensuche müssen zuerst alle sich am Ort befindlichen Personen, ihre LVS-Geräte auf den Suchmodus umstellen. Danach erfolgt die Suche in vier Schritten: Signalsuche, Grobsuche, Feinsuche, Sondierung. Bei der Signalsuche wird der Lawinenkegel auf ein Erstsignal abgesucht. Sobald ein Signal empfangen wird, beginnt die Grobsuche. Hierbei folgt man der Richtungsanzeige des LVS-Geräts solange, bis eine Entfernung von circa 3 Metern angezeigt wird. Danach muss bei der Feinsuche die kleinste mögliche Distanz zum Verschütteten ermittelt werden, um den Veschütteten genau zu lokalisieren. Ausgehen von der markierenden Schaufel, wird in einem Abstand von 25cm solange spiralförmig nach außen hin sondiert, bis der Verschüttete getroffen wird. Die Sonde wird dann stecken gelassen und dient beim Ausschaufeln als Wegweiser zum Verschütteten.

5. Ausgraben & Erste Hilfe

Das Ausgraben beansprucht im Vergleich zur Veschüttetensuche meist viel mehr Zeit und erfordert eine systematische Vorgehensweise. Fang hangabwärts der Sonde, im Abstand der Veschüttungstiefe, an zu graben und arbeite dich dann immer tiefer in Richtung der Sonde durch. Sind mehrere Personen vor Ort, kann eine oder zwei Personen graben und die weitere Person dahinter den Schnee wegtransportieren bis der Verschüttete erreicht wird.

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Wenn du mehr über Lawinen wissen und dich tiefer mit dem Thema auseinandersetzten möchtest, kannst du dies einfach und übersichtlich im Lawinekundebuch "Lawine & Sicherheit" von Werner Walch nachlesen.