Rasmus Svenningsson - ein Weltklasse-Triathlet und Ironman-Sieger geht seinen eigenen Weg

Rasmus Svenningsson ist zurück! Nach seiner selbstorganisierten Langdistanz unter 8 Stunden und einer genialen Saison 2021 kämpfte der junge Schwede 2022 mit den Folgen eines schweren Unfalls. 2023 greift er nun aber wieder voll an!

13. April 2023
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Der Start einer gemeinsamen Reise

14. Juni 2020: Alle Athleten sind massiv von den Auswirkungen der weltweiten Covid19-Pandemie beeinflusst worden. Nicht so der junge schwedische Profi-Triathlet Rasmus Svennigsson. Er blieb offenbar völlig unbeeindruckt von der Situation, dass es keine offiziellen Wettkämpfe gab und absolvierte in seiner Heimatregion Stockholm ganz allein einen Langdistanz-Triathlon. Er schaffte die 226 km Schwimmen, Radfahren und Laufen zum ersten Mal unter 8 Stunden und trug dabei einen Tri-Suit, der ihm von seinem Aerodynamik-Partner empfohlen wurde. Den Streamliner Bullet. Dies war das beste Kompliment, das Skinfit von solch einem Weltklasse-Athleten bekommen konnte und so begann die Story um Rasmus Svenningsson und Skinfit.

Der 30-jährige schaffte seinen Durchbruch als Profi-Triathlet im Jahr 2021. Er gewann 2018 seine Altersklasse beim Ironman Südafrika, qualifizierte sich für die WM auf Hawaii und kehrte als Altersklassen-Weltmeister (25-29) zurück. Kurz darauf schloss Rasmus sein Medizinstudium ab und forcierte von nun an seine professionelle Sportkarriere. Und das mit Erfolg! In seiner ersten Profi-Saison 2021 beendete der Schwede jedes Rennen auf einem Podiumsplatz und gewann den Ironman Lake Placid.

Alles war wie geschaffen für ihn und seine große Zukunft. Doch im Frühjahr 2022 wurde der Traum durch einen schweren Radunfall während des Trainings mit einem komplizierten Bruch des Schlüsselbeins jäh unterbrochen. Rasmus durchlebte infolge dessen ein Achterbahnjahr mit Höhen und Tiefen, Comebacks und tiefer Frustration. Doch jetzt ist er zurück und greift 2023 wieder neu an!

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Wir haben uns mit ihm nach seinem vierten Platz beim Ironman South Africa und der direkten Qualifikation für die Weltmeisterschaften in Nizza unterhalten.

Hey Rasmus, herzlichen Glückwunsch zu einem starken Rennen und deinem Ticket zur WM in Nizza. Wie geht es dir?

Rasmus: Herzlichen Dank! In der Tat ist es eine Art Erleichterung, dass ich nach dem Horrorjahr 2022 gleich das Ticket für Nizza holen konnte aber ich bin immer noch nicht hundertprozentig fit. Die Regeneration dauert immer viel länger als ich denke. Es geht in die richtige Richtung aber es fehlen noch viele Trainingskilometer. Natürlich will ich immer auf das Podium aber wenn man bedenkt, wo ich herkomme, kann ich mit dem vierten Platz mehr als zufrieden sein.

Welche Erwartungen hattest du an Südafrika, den Ort, an dem du 2018 schon so erfolgreich warst?

Rasmus: Ich wollte einfach nochmal alles richtig machen. Nach dem Trainingssturz im letzten Jahr war es für mich mehr als ungewiss, ob und wie schnell ich wieder in Form und vor allem konkurrenzfähig werden würde. Man kann viel trainieren und Rennen simulieren und meine Vorbereitungseinheiten liefen wirklich gut aber es ist nie dasselbe wie in einem echten Rennen. Ich war physisch und mental super gut auf das Rennen in Südafrika vorbereitet aber man muss einfach Rennerfahrung haben. Und diese Wettkampfhärte fehlt mir noch.

Du hattest letztes Jahr eine sehr schwere Zeit aber jetzt bist du zurück. Wie gehst du mit Enttäuschungen im Allgemeinen um? Was hast du aus der letztjährigen Situation mitgenommen?

Rasmus: 2022 war so ein super hartes Jahr für mich. Bis zu meinem Unfall hatte ich eine großartige Zeit mit so vielen Podiumsplätzen. Ich habe so lange so hart gearbeitet, um überhaupt an diesen Punkt zu gelangen. Aber ich hatte auch immer diesen süßen Beigeschmack des Erfolgs. Ich kann nicht leugnen, dass ich es mag, wenn man dann jemand ist, über den die Leute gerne reden und dessen Postcasts sie anhören, dass Presseartikel vor den Rennen erscheinen und so weiter. Und plötzlich hört es dann einfach auf. Erst mein Fahrradunfall und die schwere Verletzung und dann der verzweifelte Versuch meines Comebacks. Ich habe mich selbst viel zu sehr unter Druck gesetzt und wollte so schnell wie möglich wieder dort hin, wo ich war. Ich kümmerte mich nur noch um Essen, Schlafen und Trainieren. Es geriet völlig außer Kontrolle, weil ich alles andere geopfert habe, nur um zurück zu kommen. Vielleicht hätte ich mehr auf die Ärzte hören sollen und die wirklich schwere Verletzung akzeptieren. Diese Gesamtsituation war für mich sehr schwer zu verkraften, weil ich mit meinem Sport ja mein Geld verdiene. Ich habe mich sehr schnell sehr einsam gefühlt. Natürlich hatte ich meinen Vater, der immer an meiner Seite war, aber ich fühlte mich trotzdem allein. Das war für uns beide eine komplett neue Situation und wir wussten nicht so recht, wie wir damit umgehen sollten.

Also habe ich einfach weitergemacht und versucht, mich auf den Ironman Israel Ende November vorzubereiten. Aber ich war physisch und mental sehr weit von meinen Zielvorstellungen entfernt. Die Rennsituation in Israel schien mir keinen Spaß zu machen und ich spürte überhaupt keine innere Aufregung. Ich wollte gar nicht wirklich dabei sein und als ich die Probleme mit dem Timingchip direkt vor dem Start hatte (Anm.: Rasmus verlor seinen Zeitmessungs-Chip vor dem Rennen und wurde nach dem Schwimmen disqualifiziert), fühlte es sich fast wie eine Befreiung an. Ich war so unglaublich angespannt. Das kannte ich gar nicht von mir. In diesem Moment hatte ich das Gefühl, dass irgendetwas absolut nicht stimmt und ich unbedingt herausfinden muss, was mit mir los ist. Ich habe mich selbst überhaupt nicht wiedererkannt und es klingelten die Alaramglocken bei mir.

Wieder zu Hause nahm ich mir Zeit für mich und ging zu einem Sportpsychologen, um ein paar Ideen zu bekommen, wie ich die Dinge ein wenig anders sehen könnte. Das war nicht die direkte Lösung aber bis heute eine große Hilfe für mich. Ein weiterer wichtiger Faktor in schweren Zeiten war mir die Unterstützung durch meine Sponsoren und Ronnie (Anm.: Ronnie Schildknecht betreut Rasmus als Manager seit 2022) der mich immer unterstützt hat. Ich hatte nie das Gefühl, etwas zu verlieren. Niemand hat mich je gedrängt oder unter Druck gesetzt und so konnte ich mir Zeit nehmen und mich auf mich selbst konzentrieren. Vielleicht liegt der Schlüssel zum Erfolg darin, dass ich mehr und mehr mit kleineren Unternehmen zusammenarbeite, bei denen ich mich wirklich zu Hause fühle und wir auch eine Art persönliche Bindung haben.

Du sprichst über deinen Vater und die mentale Unterstützung durch einen Sportpsychologen. Wie wichtig ist dein Umfeld für dich?

Rasmus: Seit ich letztes Jahr wirklich tief gefallen bin, nutze ich die Betreuung durch einen Sportpsychologen und wir machen echt Fortschritte. Vor 2022 hatte ich keine echten Probleme. Seit ich Profi-Triathlet geworden bin, lief es immer rund. Ich habe bei den Rennen abgeliefert und sogar mehr geleistet als im Training. Es bestand gar keine Notwendigkeit, so etwas wie mentale Unterstützung in Erwägung zu ziehen. Aber jetzt nach meinen Erfahrungen von 2022 ist es definitiv eine gute Sache, zu sehen, was in meinem Kopf vor sich geht.
Und natürlich sind meine Familie und meine Sponsoren sehr wichtig für mich. Sie sind gleichermaßen eine große Motivation. Ich möchte sie mit meiner Performance stolz machen. Ich lebe mit meinem Vater zusammen, so ist er fast täglich in meinen Alltag involviert. Aber ich spüre auch viel Druck von dieser Seite, denn er ist super engagiert, hat aber auch einen stressigen Job und andere Verpflichtungen. Er ist eine große Stütze für mich und das ist sehr wichtig, aber eine Zeit lang war es vielleicht ein bisschen zu viel. Wenn wir zu Rennen gefahren sind, war es für mich, als würde ich wegfahren, um so gut wie möglich zu performen und das ist der wichtigste Teil meines Jobs. Aber für ihn war es auch ein Urlaub vom Job zu Hause. Daher hatten wir manchmal unterschiedliche Erwartungen aneinander und ich fühlte mich ein wenig schuldig, dass er seinen notwendigen Urlaub nimmt, um mich bei den Rennen zu unterstützen. Jetzt versuchen wir, ein besseres Gleichgewicht zu finden und wir sind definitiv auf dem richtigen Weg dazu. Natürlich wird er bei den meisten Rennen dabei sein, aber ich werde ein bisschen mehr alleine organisieren und managen. Das nimmt mir den Druck. Wenn ich bei einem Rennen nicht so gut abschneide und somit auch weniger oder kein Preisgeld bekomme, geht es mehr um mich und nicht so sehr um ihn. Von meiner derzeitigen familiären Unterstützung auf professionelle Unterstützung wie ein ganzes Team mit Manager und so weiter umzusteigen, wäre vermutlich sehr teuer. Ich weiß, dass es die beste Lösung wäre, aber im Moment glaube ich nicht, dass ich mir das leisten kann.

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Mit wem und wie genau trainierst du?

Rasmus: Ich habe in der Vergangenheit mit verschiedenen Trainern gearbeitet wie z.B. David Tilbury-Davis (Anm.: Trainer von Lionel Sanders) aber viele verschiedene Faktoren haben dazu geführt, dass ich es wieder beendet habe. Die Chemie zwischen einem Trainer und mir war nie so, dass ich mich hundertprozentig wohl gefühlt habe. Entweder hatten wir eine wirklich gute Beziehung auf persönlicher Ebene aber die Art des Trainings war nicht perfekt für mich oder es fehlte uns an der der persönlichen Bindung. Es ist ein bisschen schwierig für mich, stur einer bloßen Trainerphilosophie zu folgen, weil ich meinen Körper und die Art des Trainings, auf die ich am besten reagiere, sehr gut kenne. Ebenso bin ich selbst so sehr an der Trainingswissenschaft interessiert. Frei denken zu können und für sich selbst verantwortlich zu sein, bringt mir so viel Motivation und Freude in meinen Sport. Ich habe die Grundkenntnisse durch mein Studium und muss immer an allen Entscheidungen beteiligt sein. Das ist ein großer Teil meiner Motivation. Um diesen Reiz aufrechtzuerhalten, arbeite ich im Moment nicht mit einem Trainer zusammen. Aber natürlich habe ich mich von meinen Erfahrungen mit ehemaligen Trainern wie David inspirieren lassen und setze nach wie vor viel davon um. Auf der anderen Seite fehlt es mir etwas an Selbstbewusstsein und es wäre wirklich gut, jemanden an seiner Seite zu haben, dem man vertrauen kann und der so ziemlich in alles involviert ist, der aber nicht zur Familie gehört. Es ist eine Gratwanderung und schwierige Entscheidung. Ich glaube, ich habe ein Problem damit, mir selbst zu vertrauen - aber vielleicht ist das eine schwedische Eigenart. Die Norweger zum Beispiel sind da ganz anders. Gustav und Kristian (Gustav Iden, IM Weltmeister und Kristian Blummenfelt IM 70.3 Weiltmeister 2023) sagen einfach, dass sie die Besten sind. Aber ich habe dieses Auftreten (leider) nicht. Also brauche ich vielleicht jemanden, der eher Ratschläge gibt und hin und wieder die Richtung korrigiert. Im Moment hole ich mir Selbstvertrauen aus meinen Tests und den blanken Zahlen, die ich in meinem Training absolviere. Eine große Erkenntnis, die ich aus Südafrika mitgenommen habe, war, dass meine Werte auf dem Rad zwar gut waren, ich aber eher passiv auf dem Racekurs war. Ich habe einfach mein eigenes Ding gemacht und bin keinerlei Renndynamik gefolgt. Das mag für dieses Rennen gut gewesen sein, denn ich brauchte eine solide Leistung und Ergebnis aber für die kommenden Rennen möchte ich wieder richtig dabei sein und auch mal was auf dem Rad riskieren. Die meiste Zeit trainiere ich allein und um ehrlich zu sein, mag ich das auch. Ich bin nicht so gesellig, wenn ich im Training bin. Ich bin ziemlich konzentriert bei meinen Einheiten und da hilft es mir, allein zu sein. Ich wohne in einer Gegend, in der man super in- und outdoor trainieren kann. Das ist perfekt für mich. Hin und wieder absolviere ich aber auch Trainingseinheiten mit meinen Altersklassen-Kollegen aus meinem Triathlon- und Schwimmverein. Es hat sicher Vor- und Nachteile wenn man das meiste allein trainiert aber letztendlich muss man die Basisarbeit leisten. Das ist das Wichtigste und ohne das ist es sowieso sehr schwierig, an die Weltspitze zu kommen.

Welche Rolle spielt Material und insbesondere deine Bekleidung für dich?

Rasmus: Meine Bekleidung ist für mich super wichtig. Sowohl im Training, im Alltag und vor allem bei den Wettkämpfen. Richtig regeneriert zu sein und immer funktionelle Kleidung zu tragen, ist super wichtig. Ich muss immer trocken, nicht zu warm und nicht zu kalt angezogen sein.  Ich muss mich auch einfach wohlfühlen und gut aussehen. Ich lege sehr viel Wert auf mein gesamtes Material. Wenn ich für mich die beste Ausstattung habe, gibt mir das Selbstvertrauen für die Rennen und ich habe das Gefühl, die beste Unterstützung zu haben und nichts bremst oder behindert mich. Vor allem auf dem Rad ist mein wirklicher schneller Rennanzug unschlagbar. Ich bin überzeugt, dass der Tri Suit viel wichtiger ist als beispielsweise die Radmarke, auf der ich fahre. Natürlich bin ich es selbst, der die Leistung bringen muss aber es hilft, so aerodynamisch wie möglich zu sein. Und dabei ist mein Tri Suit ein mit entscheidender Faktor. Auch auf der Laufstrecke brauche ich bestes Material, das super sitzt und definitiv keine zusätzliche Wärme erzeugt. In der Hinsicht ist der Streamliner Bullet unglaublich gut. Sein Material ist extrem dünn und super atmungsaktiv. Es fühlt sich im Rennen einfach nur super an. Ich habe viele verschiedene Materialien ausprobiert und konnte keinen Tri Suit finden, der so perfekt für Rennen in der Hitze geeignet ist wie dieser. Seit 2020 hält er mich immer so weit wie möglich kühl und funktioniert für mich durchwegs wirklich sehr gut.

Du gehst viel und gern zum Testen in den Windkanal. Warum? Welche Erkenntnisse konntest du bisher für dich gewinnen?

Rasmus: Ich versuche immer noch, an meiner Aerodynamik zu arbeiten. Ich weiß, dass ich viel Kraft in den Beinen habe aber ich muss noch ökonomischer werden. Ich würde gerne noch ein paar Minuten mehr als Puffer auf die Laufstrecke mitnehmen. Für mich geht es vor allem darum, mein Material zu testen und sicher zu stellen, dass ich in dieser Hinsicht mein Bestes getan habe. Letztes Jahr beispielsweise habe ich ein völlig neues Cockpit für mein Rad getestet und wir haben festgestellt, dass es tatsächlich viel schneller war. Das Testen im Windkanal ist für mich absolut lehrreich und verbessert mich fortlaufend. Es hilft mir, die richtige Balance zwischen einer bequemen und einer möglichst aerodynamischen Sitzposition zu finden. Ich habe dieses Interesse für Material und solche Dinge erst als Triathlet entwickelt. Damals, als ich noch im Skilanglauf aktiv war, hat mich das Material überhaupt nicht interessiert. Aber nachdem ich keine Ambitionen für den Profibereich mehr hatte und mich für Triathlon interessierte, habe ich gemerkt, dass ich diesen Teil zu sehr vernachlässigt hatte. Natürlich würde ich gerne einfach losfahren und versuchen, so schnell wie möglich zu sein aber Triathlon ist mittlerweile ein so komplexer Sport geworden, dass kleine Details den Unterschied machen können. Ebenso macht es mir einfach Spaß zu tüfteln und neue Dinge auszuprobieren. Zum Glück stellt mir mein Sponsor die Möglichkeiten für Windkanaltests kostenfrei zur Verfügung. Das macht es sehr viel leichter und ich experimentiere so häufiger. Für uns Profisportler spielt Geld immer eine große Rolle. Als Profi habe ich es nicht im Überfluss. Es ist immer eine Frage, wie viel kann ich für dieses oder jenes ausgeben. Ich muss also immer noch ein bisschen vorsichtig sein, was meine Tests angeht, aber ohne ein bisschen Risiko und Investment kann man auch nicht das Maximum erreichen und manchmal können kleine Veränderungen über Sieg oder Niederlage entscheiden. Am Ende geht es um die maximale Geschwindigkeit und dazu gehört mehr als nur die reine Leistung.

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Welche Rolle spielt die Ernährung für dich? Bist du eher strikt oder darf es auch mal Kuchen und Schokolade sein?

Rasmus: Für die meisten Trainingseinheiten habe ich einen klaren Plan. Hinsichtlich der stündlichen Kohlenhydratzufuhr im Training und Wettkampf arbeite ich mit meinem Ernährungssponsor zusammen. Ich probiere verschiedene Dinge aus und weiß dann genau, wie viel Kohlenhydrate ich zu mir nehmen kann. Gerade im Wettkampf ist das sehr wichtig. Aber bei der täglichen Ernährung zähle ich keine Kalorien. Ich versuche, mich so gesund wie möglich zu ernähren und meine Speicher nach jedem Training schnellstmöglichst wieder aufzufüllen. Da ich sehr viel trainiere und einen sehr hohen Energiebedarf habe, muss ich auch viele Kohlenhydrate und wirklich gute Nährstoffe zu mir nehmen. Bisher hatte ich Glück und bin relativ verletzungsfrei geblieben und habe auch nur wenige Krankheitstage. Ich bin sicher, das liegt vor allem daran, dass ich immer auf meine Ernährung achte und schaue, das mein Energielevel hoch ist. Auch wenn ich mit meiner Größe nicht der leichteste Athlet bin, versuche ich nicht abzunehmen und bin sehr zufrieden mit meinem jetzigen Zustand. Über das gesamte Jahr hin bleibe ich recht stabil mit meinem Gewicht. Beide Seiten sind mir wichtig: Nicht zu viele Kilos zu verlieren oder zu zunehmen. Vielleicht versuche ich vor Wettkämpfen mit bergigen Strecken wie beispielsweise Nizza nochmals 2 bis 3 Kilo abzunehmen. Aber es ist gar nicht so einfach, Gewicht zu verlieren und automatisch schneller zu werden. Es ist für mich schwieriger, die Leistung bei geringerem Körpergewicht zu halten. Zu Hause oder wenn ich für mich selbst einkaufe, habe ich meine standardisierten Mahlzeiten aber wenn ich in einem Hotel bin, dann esse ich das, was es dort gibt. Mit ungewohntem Essen aus anderen Ländern komme ich ziemlich gut zurecht. Bei Wettkämpfen habe ich eine ganze Tasche meiner eigenen Sportgetränke, Gels und Riegel dabei. Da habe ich oftmals gar nicht genug Platz, um weitere Lebensmittel mitzunehmen.

Seit einigen Jahren herrscht ein regelrechter Kaffee-Kult unter den Triathleten. Bist du ein Kaffeegenießer?

Rasmus: Ich mag Kaffee auf jeden Fall aber ich bin kein Kaffee-Experte. Zu Hause trinke ich nur Instant-kaffee. Wir haben diese schwedische Instantkaffee-Marke, die ich als einzige wirklich gern mag. Nur bei diesem schwedischen Instantkaffee habe ich dieses Gefühl von "das ist ein guter Kaffee". Aber ich habe mir auch schon gesagt, wenn ich ein großes Rennen gewinne, wie zum Beispiel eine nationale Meisterschaft mit gutem Preisgeld, dann kaufe ich mir eine von diesen richtig teuren Espressomaschinen.

Wie siehst du die Entwicklungen rund um die Ironman-Weltmeisterschaft? Reizt es dich, im September in Nizza zu starten?

Rasmus: Ich würde sicher lieber nach Kona als nach Nizza wollen aber am Ende sind es die Weltmeisterschaften und ich will dabei sein. Ich denke, Ironman macht da eher eine etwas traurige Entwicklung. Ich bin mir sicher, dass Nizza für uns großartig werden wird. Aber ich sehe vor allem die Veränderung für die Altersklassen-Athleten sehr kritisch. Ich bin ja auch mal in der Altersklasse gestartet und erinnere mich noch gut an 2018. Damals war es eine wirklich große Sache für mich, nach Hawaii zu fahren. Ich war dieses Jahr und 2018 bei der WM-Slot Vergabe in Südafrika dabei. Wir waren in diesem bis wirklich großen Konferenzraum mit all diesen Leuten und jeder wollte seine Slots. Es gab vielleicht 2, 3 oder 4 Athleten aller Altersklassen, die ihre Plätze abgelehnt haben. Und jetzt waren es vielleicht 70 Prozent, die den Platz nicht genommen haben. Jetzt ist der Spirit total verloren gegangen. Für mich persönlich wird es eher positiv sein, weil es so viel günstiger ist und einfach weniger Invest erfordert. Das Klima in Nizza im September wird mir ebenfalls sehr viel mehr entgegenkommen. Aber ich bin ein emotionaler Typ, wenn es um all das geht. Hawaii ist schon etwas anderes. Ich bin super glücklich und zufrieden mit meiner Qualifikation - aber wenn die Weltmeisterschaft dieses Jahr auf Hawaii stattfinden würde, wäre ich im Moment total aus dem Häuschen. Ich wäre so glücklich darüber, wieder an diesen magischen Ort zurückzukehren. Mit Nizza fühlt es sich weniger speziell an. Ich freue mich wirklich darauf, Teil unserer Weltmeisterschaften zu sein aber ich bin nicht wahnsinnig aufgeregt. Auch die Trennung in Männer und Frauen ist für die Altersklassenathleten und Familien sehr schwer zu handhaben. Ich wäre sicher positiver gestimmt, wenn die WM für alle gemeinsam abwechselnd Jahr für Jahr in Nizza und Kona stattfinden würde. Ich sehe eine gute Entwicklung, dass die Frauen ein eigenes Rennen und so mehr Aufmerksamkeit bekommen. Ironman befürwortet es zwar, aber für die meisten Leute wäre es zum Beispiel hinsichtlich der Übertragung gut, zwei Rennen gleichzeitig zu verfolgen. Es ist nicht unbedingt spannend, über so eine lange Renndauer nur einen Wettkampf zu verfolgen. Wahrscheinlich bekämen die Frauen mehr Aufmerksamkeit, wenn sie gemeinsam den Männern übertragen werden oder andersherum - es kommt immer auf die Sichtweise an. Als Profi ist es zwar schön, erst sein eigenes Rennen zu haben und dann den Frauen zuzuschauen aber es ist wahrscheinlich nicht machbar, zwei Langdistanz-Rennen an einem Wochenende nacheinander zu veranstalten. Egal, es ist nun einmal, wie es ist und ich muss damit zurechtkommen.

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Wie sieht dein Rennkalender für 2023 aus?

Rasmus: Da ich mich bereits für die Weltmeisterschaften qualifiziert habe, tendiere ich zum Ironman Hamburg, weil er zeitlich früher als die Challenge Roth ist. So kann ich ein weiteres Rennen zwischen Nizza und Hamburg bestreiten. Ich plane 2023, so viel Rennerfahrung wie möglich zu sammeln. Außerdem besteht in Hamburg eher die Wahrscheinlichkeit für einen kühleren Lauf und ich möchte sehen, welche Zeit ich bei kühleren Bedingungen laufen kann. Wenn ich mir meine Rennen aussuche, schaue ich auch immer ein bisschen auf das mögliche Preisgeld. So wird es als nächstes der Ironman 70.3 Oceanside sein, vielleicht Ironman 70.3. Kraichgau, Ironman Hamburg, Ironman Switzerland und dann die WM in Nizza. 

Eine Frage haben wir noch: Was sind deine großen Ziele für deine Profikarriere? Und wo siehst du dich derzeit auf diesem Weg?

Rasmus: Oh, ich bin sicher, ich habe noch 10 Jahre ;)! Das Wichtigste für 2023 ist, Spaß an den Rennen zu haben und wieder um die vorderen Plätze mit kämpfen zu können. Es wäre definitiv auch großartig, einen weiteren Ironman zu gewinnen.  Für die WM sollte eine Top Ten-Platzierung möglich sein, wenn ich fit bin. Mein langfristiges Ziel ist es, wirklich um den Weltmeistertitel zu kämpfen. D.h. unter den Favoriten zu sein und eine große Chance zu haben, den Titel zu holen. Natürlich wäre es schön, ganz oben zu stehen und Weltmeister zu werden, aber wenn ich zu den Besten der Welt gehören würde mit kämpfen könnte, wäre meine Karriere auch ohne Weltmeistertitel perfekt. Bis jetzt hatte ich nur eine ernsthafte Saison als Profi-Triathlet. Also stehe ich noch ziemlich am Anfang meiner Profikarriere. Ich denke, dass es in 2 bis 3 Jahren definitiv möglich sein wird, unter den besten Athleten der Welt mitzumischen. Vielleicht sogar schon nächstes Jahr. Im Moment denke ich von Tag zu Tag und versuche, immer besser zu werden. Im Wesentlichen sind es noch zwei Dinge, die ich verbessern muss: Mein Schwimmen, das einfach nicht so gut ist und meine wenige Rennerfahrung. Sobald ich mehr Wettkampfhärte und Erfahrung habe, kann ich meine Ziele im Training genauer festlegen und dann bin ich auch im Renngeschehen dabei. Für mein Schwimmen brauche ich noch ein paar Monate seriöses Training, da habe ich im letzten Jahr einfach viel Zeit verloren. Mit meiner Schwimmgruppe und einem extra Techniktrainer arbeite ich bereits daran.

Das klingt nach sehr genauen Vorstellungen und einer tollen Zukunft. Vielen Dank Rasmus - wir wünschen dir alles Gute und eine erfolgreiche Saison!

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